Brauchtum und Tradition - fast nirgends haben sie so einen hohen Stellenwert wie in Oberstdorf und seinen Ortsteilen.
So pflegt der Trachtenverin Oberstdorf mit Stolz den wohl ältesten Kulttanz im deutschsprachigen Raum - den Wilde Mändle Tanz.
Der Ursprung des Wilde Mändle Tanzes geht ohne Zweifel bis in die Keltisch – Germanische – Mysterienwelt zurück. Der Tanz ist nur alle 5 Jahr so zu sehen, wie er von den Vorfahren überliefert wurde.
Er wird heute noch so aufgeführt, wie ihn der Mönch, Abt Columban im Jahr 615 nach Christus beschrieben hat. Der Tanz wird von 14 mit Tannenbart gekleideten Männern aus alteingesessenen Oberstdorfer Familien aufgeführt.
Es ist eine Ehre, hier dabei sein zu dürfen.

Seit alters her gibt es in Oberstdorf und den Ortsteilen das „Klausentreiben“. Es dürfte sich hierbei um einen der ältesten Kulturbräuche der heidnischen Zeit handeln. Damals in den langen, dunklen Winternächten wurde die Furcht der Menschen vor bösen Geister oft übermächtig. Dann kleideten sich mutige junge Burschen in Fell- und Ledergewänder, setzten sich Tierköpfe oder Kappen mit Hirschgeweihen oder Ochsenhörnern auf den Kopf und zogen johlend mit Schellen- und Kettengerassel durch die engen Gassen, um die bösen Nachtgeister, die Druden und Schatten aus ihrem Dorf zu vertreiben. Wehe dem, der diesen wilden Horden begegnete.
Heute sind es weniger die bösen Geister, die die jungen Burschen am Abend des 6. Dezember, dem St. – Nikolaus – Tag, in den Straßen von Oberstdorf jagen. Sie haben es mehr auf vorwitzige junge Mädchen und allzu neugierige Zuschauer abgesehen, die auch schon mal eine kräftige Abreibung mit Schnee oder mit der Rute riskieren.

Im Frühsommer wird das junge Allgäuer Braunvieh, das die ortsansässigen Bauern dem Alphirten anvertrauen, alljährlich zur Sommerfrische auf die Berge geschickt. Ungefähr hundert Tage bleiben sie dort oben. Wenn dann im September die Weidezeit zu Ende geht und keinem Tier ein Unheil geschehen ist, was vom Hirten und den wackeren Heiligen St. Wendelin und St. Leonhard mit vereinten Kräften vermieden wurde, kommen die großen Tage der Oberstdorfer und Schöllanger Viehscheide.
Diese traditionsreichen Alpabtriebe beschließen den verdienten Alpsommer. Gefolgt von seiner Herde verlässt der Alphirt mit seinem Kranzrind die Alpe. Hierfür wird das schönste Tier ausgewählt und mit einem prachtvollen Gebinde aus Zweigen, Blumen und Bändern geschmückt. Schon von Weitem tönen die riesengroßen
Schellen und Glocken, wenn sich das Vieh seinen Weg ins Tal bahnt, sehr zur Freude aller Einheimischen und Gäste.